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Postmoderne

In seinem 1984 erschienenen Nachwort zum Namen der Rose thematisiert Eco den Begriff der Postmoderne kritisch und sehr präzise.  Da es sich um einen "Passepartoutbegriff" handele, würde, wie Eco augenzwinkernd versichert, zur Postmoderne gewiss bald auch Homer gezählt werden. Folgerichtig schlägt Eco vor, die inflationäre Begriffsextension in eine Definition mit einzubeziehen, ohne aber jede beliebige Überdehnung des Begriffs zu akzeptieren: Postmoderne sei ein "Kunstwollen", das nahezu jeder Epoche eignet, das sich – die Geschichte ironisch zitierend – gegen reinen Manierismus stellt, weil es, auch aus Altem, Neues schaffen will: Vergnügen, Fokus auf die Handlung, ironisches Spiel mit der Geschichte, Montage und Vielfalt von Elementen und Stilrichtungen – so konturiert sich für Eco das euphemistisch verstandene Bild einer Postmoderne, die Kultur vorantreibt und anverwandelt, ohne sie wie die Avantgarde zu destruieren. Der postmoderne Roman, für den Eco mit Der Name der Rose selbst ein Musterbeispiel liefert, sei als Metaroman durch den "Gebrauch metanarrativer Strategien" gekennzeichnet, die eines bewerkstelligen sollen: "die zitierende Anverwandlung der erzählerischen Tradition, um auf diesem Weg etwas Neues zu schaffen".  Ob Eco zu Recht eine Kontinuität von avantgardistischer hin zu postmoderner Literatur ausmacht, sei dahingestellt. Dem "Gruppo 63" jedenfalls erschien Der Name der Rose als Abkehr vom Prinzip literarischer Provokation mit gesellschaftlich-sozialem Impetus und damit als Abkehr von der Avantgarde insgesamt. Vielleicht hat Eco diese Kritik ernst genommen, wenn er in Das Foucaultsche Pendel seine Kritik an poststrukturalistischer Text- und Interpretationstheorie dergestalt literarisch inszeniert, dass die praktischen Folgen letztlich tödlich erscheinen.